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Energiekommune_2013_07

B I O E N E R G I E D Ö R F E R 97/ 2013Energiekommune Kessel ganz abgeschaltet werden kön- nen. Sollten die Holzpreise deutlich ansteigen, so könnten die Solarflä- chen später sogar verdoppelt werden, überlegt Müller: „Wir wollen jetzt aber erstmal Erfahrungen sammeln.“ Doch die Vorplanung für das nächste Projekt läuft bereits. In Bonndorf im Schwarzwald, wo Solar- complex ebenfalls ein Wärmenetz mit Holz als Energiequelle Nummer eins plant, soll auch die Solarwärme als eine Option geprüft werden. Biogas versus Sonne Thomas Pauschinger vom Stuttgarter Forschungsinstitut Solites sieht die Verbindung von Holz und Solarwärme für Deutschland als die nahelie- gendste Option für solarunterstützte Wärmenetze. Klar sei jedoch, dass unter heutigen Bedingungen die So- larwärme dort nicht wirtschaftlich sein kann, wo eine Biogasanlage die Grundwärmeversorgung liefert. Biogas wird heute über den Strommarkt ganzjährig gefördert und liefert im Sommer wie im Winter Abwärme an das Netz. Für Solarwärme, die ver- stärkt zur Sommerzeit anfällt, ist dann meist kein Bedarf mehr. Alle Experten für solare Nahwärme schauen derzeit staunend nach Dä- nemark. Dort wurden bereits seit den 1980-er Jahren viele Wärmenetze in dörflichen Strukturen gebaut, wie es in Deutschland erst seit wenigen Jah- ren in den Biogasdörfern geschieht. In Dänemark werden die Netze meist mit Erdgas befeuert. Dort setzt schon heute die Windenergie mit ihrem 50- prozentigen Anteil die Maßstäbe für den Energiemarkt. Erdgas wird zu- dem höher besteuert als im Energie- wendeland Deutschland. Unter die- sen Bedingungen lohnt es sich nur dann, die vorhandenen BHKW lau- fen zu lassen, wenn Windstrom knapp und Strom teuer ist. Solarwär- meanlagen an die vorhandenen Wär- menetze anzuschließen, ist deshalb hochwirtschaftlich geworden, so dass die Dänen ohne jegliche Förderung allein im Jahr 2012 pro Kopf mehr Quadratmeter an Solarkollektoren aufgestellt haben, als in Deutschland seit 20 Jahren installiert wurde. Ähnliche Bedingungen werden allerdings mit wachsenden Anteilen von Wind- und Photovoltaik-Strom auch in Deutschland Einzug halten, ist sich Hans Martin Henning vom Fraunhofer-Institut für Solare Ener- giesysteme (ISE) in Freiburg sicher. In einer Studie haben Henning und seine Kollegen jüngst aufwändig si- muliert, mit welchem Energiemix sich eine Vollversorgung des Strom- und des privaten Wärmemarktes aus erneuerbaren Energien in Deutsch- land am wirtschaftlichsten realisieren ließe. Nach dieser Studie steht der Solarwärme eine große Zukunft be- vor. Über 100 Gigawatt würden an Kollektorleistung gebraucht und zwar zum größeren Teil in Verbin- dung mit Wärmenetzen. Strom und Wärme sind in dem ISE-Szenario nicht getrennt vonei- nander zu denken. Und dieses wird sich auch in den Energiedörfern spie- geln. Betreibt manche Bürgerener- giegemeinschaft heute einen Photo- voltaik- oder Windpark, während an- dere sich nur mit Wärme befassen, so wird das Energiedorf der Zukunft seine Bewohner vielleicht nicht nur mit Wärme, sondern auch mit Strom versorgen. Bislang stehen davor noch einige rechtliche Hürden. Doch schmieden örtliche Energiegenossen bereits Plä- ne. In Feldheim in Brandenburg wurde beispielsweise zusammen mit dem Wärmenetz von der Betreiberge- sellschaft auch ein Stromkabel ver- legt. Neben der Wärme aus Holz- hackschnitzeln und Biogas soll künf- tig auch Strom aus dem lokalen Windpark direkt im Dorf vermarktet werden. Guido Bröer

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