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Energiekommune_2014_01

gen des hohen Stromverbrauchs auf eine große Lüftungsanlage. Lediglich über die WCs, wo sowieso mecha- nisch entlüftet werden muss, wird die Abluft aus den Klassenzimmern transportiert.  Zusätzlich öffnen sich die Fenster in bestimmten Abständen motorisch. Dies passiert vormittags während der Pausenzeiten und im Sommer ab 22 Uhr abends. Nachts solange, bis die Raumtemperatur unter 17 Grad sinkt. „Wenn man morgens in die Schule kommt, ist es angenehm kühl“, so Petrausch. Beton als Speichermasse Das liegt vor allem auch an der ho- hen Speichermasse der Betondecken. Diese nehmen die Wärme tagsüber auf und geben sie nachts wieder ab. „Dies ist deshalb möglich, weil die Decken in den Räumen nicht verbaut wurden“, so Sebastian Dietz von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (siehe unten). Dass der Beton frei atmen darf passt zum offenen Prinzip der Schule: Um mehr Licht in die Klassenräume zu bringen, findet sich nicht nur an der Außenseite viel Glas – sondern auch zum Flur hin. „Eine Schule ist nicht zum Verstecken da“, sagt Rektorin Petrausch – und ge- nießt das Tageslicht. Sie ist davon überzeugt, dass sich das viele Licht und die gute Luft im Gebäude auch positiv auf die Leistungen der Schü- lerinnen und Schüler auswirkt. Allerdings bewirkt der außen fest verbaute sommerliche Wärmeschutz, dass sich die ansonsten sehr helle Schule an wolkigen Tagen mit wenig verfügbarem Tageslicht auch im Sommer etwas verdunkelt. „Um den wetterbedingt sehr unterschiedlichen Tageslichtsituationen gerecht zu wer- den, würde ich bei dem hier gegeben Baukörper von einer feststehenden Verschattung absehen“, sagt deshalb Dietz, „sondern einen variablen Son- nenschutz mit Lichtlenkfunktion im oberen Fensterbereich wählen.“ Zwar keine Sonne, dafür aber viel Aufmerksamkeit lenken die erreich- ten Auszeichnungen auf das Baupro- jekt. So schmückt seit Sommer diesen Jahres das vom Bundesminis- terium für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung verliehene Nachhaltig- keitszertifikat in Gold die Schule – die bisher einzige in Deutschland. Damit das nicht so bleibt, ist in diesem Fall Abschreiben ausdrück- lich erlaubt – zumindest bei den Erwachsenen. BarbaraFrey www.enob.info, www.eneff-schule.de, www.ibus-berlin.de E N E R G I E E F F I Z I E N Z 111/ 2014Energiekommune Energiekommune: Was hat sich Ihrer Meinung nach bewährt? Dietz: Die Gebäudehülle im Passiv- hausstandard. Ebenso das passive Kühlkonzept mit einem hohen Anteil thermischer Speichermasse und der freien Nachtlüftung. Die Behaglich- keit im Gebäude ist zu allen Jahreszei- ten sehr gut. Zudem zeigen die Mess- ergebnisse, dass das hybride Lüf- tungskonzept, bestehend aus einer mechanischen Grundlüftung und einer Stoßlüftung über die motorisierten Lüftungsflügel, eine gute Luftqualität sicherstellt – bei einem minimalen Einsatz elektrischer Energie. Und sonst? Architektonisch hat sich das Raum- konzept bewährt. Ein Klassenraum, ein Gruppenraum und ein Flurbe- reich mit Garderobe und WC bilden jeweils den „Heimatbereich“ einer Klasse. Dieses Raumkonzept ist eine günstige Voraussetzung für das hybri- de Lüftungskonzept. Warum wurde zur Stromversorgung eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach montiert? Die Photovoltaikanlage wurde primär installiert, um die Plusenergiebilanz zu erreichen. Unabhängig davon macht das in einem Schulbau viel Sinn, weil Bedarf und Erzeugung zeit- lich gut übereinstimmen. Dies er- möglicht einen hohen Eigenver- brauchsanteil. Auf Solarthermie zur Heizungsunter- stützung wurde verzichtet. Das hängt mit dem Lüftungskonzept zusammen. Durch die freie Lüftung gelangt im Winter kalte Luft in die Klassenzimmer. Nach dem Schließen der Fenster soll sich die Raumluft wie- der möglichst schnell erwärmen. Da- her wurde auf ein schnell reagieren- des Heizsystem mit hohen Vorlauf- temperaturen und Konvektoren gesetzt. Solarthermie bietet sich bes- ser bei Flächenheizungen an, die mit niedrigeren Temperaturen betrieben werden. Plusenergieschule oder nicht – ist das überhaupt die wesentliche Frage? Das wichtigste Ziel für einen Schul- neubau ist, eine Lernumgebung zu schaffen, in der sich Schüler und Leh- rer gerne aufhalten und ein stückweit zuhause fühlen. In Hohen Neuendorf ist dies gelungen. Daher wird das Ge- bäude der Gemeinde auch nachhaltig einen Nutzen bringen. Interview:BarbaraFrey SEBASTIAN DIETZ: „Ein nachhaltiger Nutzen für die Gemeinde“ Sebastian Dietz ist wissenschaftlicher MitarbeiteranderHochschulefürTechnik undWirtschaftBerlin,woerzuvorRegene- rative Energiesysteme studiert hat. Er wertet die Energieverbräuche der Grund- schule Niederheide aus. Foto:Dietz

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