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Energiekommune_2013_10

Zigtausende dieser garagengro- ßen Beton-Kästen stehen im Lande herum. Sie beherbergen irgendwelche Versorgungseinrich- tungen wie Trafo-, Pumpen- oder Gasdruckstationen, deren Bedeutung allenfalls Experten klar ist. Die Box, die seit einem Jahr am Rande des fränkischen Dorfes Fechheim steht, hebt sich höchstens durch die Photo- voltaikmodule auf ihrem Dach von ihren Stammesgenossen ab. Dabei ist der Kasten der ganze Stolz der Stadtwerke Neustadt bei Coburg. Denn hier arbeitet seit September 2012 der erste Stromspeicher Deutschlands, der die Spannung in einem Ortsnetz stabilisiert. Marco Höhn, Projektverantwortlicher bei den Stadtwerken Neustadt, ist nach dem ersten Betriebsjahr sehr zufrie- den: „Der Speicher macht genau, was er soll: Er senkt die Stromspitzen ab.“ Auf spezielle Weise löst der Spei- cher ein Problem, mit dem Verteil- netzbetreiber landauf, landab zu kämpfen haben. Die Stromnetze wurden jahrzehntelang nur in einer Richtung geplant, für den Transport von zentralen Kraftwerken bis in den letzten Winkel des Landes. Am Schluss dieses Weges, im Nieder- spannungsnetz mit seinen 400 Volt, steht dann oft eine Stichleitung, die einen Straßenzug und an ihrem Ende vielleicht einen Aussiedlerhof versorgt. Das Netz ist meist so ausge- legt, dass die Spannung am Ende des Strangs gerade noch ausreicht. Doch mit Photovoltaikanlagen kann sich der Stromfluss in der Leitung tags- über umdrehen. Die Spannung fällt zum Ende nicht mehr ab, sondern sie steigt. Wird der Anschluss weiterer PV-Anlagen beantragt, so dass der obere Toleranzwert überschritten werden könnte, so ist der Netzbetrei- ber nach dem EEG verpflichtet, das Netz umgehend auszubauen. In eini- gen Fällen bietet es sich an, an der Verbindungsstelle zum Mittelspan- nungsnetz einen vorhandenen Orts- netztrafo gegen ein neuartiges regel- bares Modell auszutauschen. Ein sol- ches Gerät kann bei hoher Solareinspeisung die Spannung im gesamten Ortsnetz gleichmäßig ab- senken. Doch wenn immer mehr Photovoltaik hinzukommt, ist der Netzausbau auf diese Weise nicht mehr aufzuschieben. Der klassische Weg ist dann die Verlegung neuer, stärkerer Kabel, mitunter auch die Errichtung zusätzlicher Trafostatio- nen. Im Neustädter Ortsteil Fech- heim hätten die Stadtwerke für ein neues Kabel 30000 Euro investieren müssen. Das Geld für solche Ausbau- maßnahmen zahlen die Stromkun- den über die Netzentgelte. Doch die Stadtwerke entwickelten zusammen mit der IBC Solar AG im nahegelege- nen Bad Staffelstein die Idee, statt- dessen den Batteriespeicher zu tes- ten. Er könnte die Mittagsspitze der Solaranlagen aufnehmen, um den Strom abends wieder ans Netz abzu- geben. Der nächste wird günstiger Doch der Speicher kann noch mehr. So ist er beispielsweise in der Lage, je- derzeit so genannte Blindleistung be- reitzustellen. Den Stadtwerken war das Pilotprojekt einschließlich wis- senschaftlicher Begleitung denn auch 50000 Euro wert – auch IBC beteiligte sich mit einem fünfstelli- gen Betrag. Folgeprojekte würden aber deutlich billiger, versichert Projekt- leiter Marco Siller von IBC – allein schon dadurch, dass man den Spei- cher etwas kompakter baut. Die Hardware des Fechheimer Speichers besteht aus handelsübli- D O R F S P E I C H E R 10/ 2013Energiekommune SPEICHER STATT ERDK ABEL Wo Niederspannungs-Stromnetze ausgebaut werden müssen, um weitere Photovoltaikanlagen anzuschließen, könnten Ortsnetz-Batteriespeicher eine Alternative zum klassischen Netzausbau werden. 6 Foto:KommunalbetriebeNeustadtGmbH

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