kraftwerke und große Braunkohle- blöcke ist dann kein Platz mehr am Markt. Und alle anderen Kraftwerke, insbesondere auch die hocheffizien- ten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK), die in den Kommunen be- trieben werden, werden sich dem An- gebot von Wind und Sonne anpassen müssen – gesteuert durch die viel stärker als heute schwankenden Prei- se an der Strombörse. Keine KWK ohne Speicher Wenn dabei die stets zusammen mit dem Strom anfallende Wärme nicht als Abwärme in den Himmel ge- schickt werden soll, dann bedarf es solcher Speicher wie in Münster. Die- ter Attig, der selbst als langjähriger Direktor von innovativen Stadtwer- ken wie Lemgo, Aachen und Saar- brücken im Laufe seiner Karriere die Netze strategisch ausgebaut hat und der heute als Seniorberater tätig ist, hält dies für das Gebot der Stunde: „Zu jeder vernünftigen KWK-Anlage gehört ein Wärmespeicher.“ Der ist dann auch die Vorausset- zung, um erneuerbare Energien in die Wärmenetze einzukoppeln. So wie in Hamburg, wo seit Herbst 2011 ein 4000 Kubikmeter fassender, ins Erdreich eingelassener Speicher nicht nur den massiven Abwärme- strom einer Müllverbrennungsanla- ge stundenweise abfedert, sondern auch die sommerlichen Wärmeüber- schüsse einer Solarsiedlung einlagert. Vorbild Dänemark Oder so wie in Dänemark, wo immer mehr große Kollektorfelder Solarwär- me in die dort weit verbreiteten Nah- wärmenetze einspeisen. Ganz ohne staatliche Förderung ist die Sonne dort schon der wirtschaftlichste Wär- melieferant, weil die Speicher in den Wärmenetzen ohnehin schon mitge- dacht sind. Denn die Dänen haben bald 50 Prozent Windstrom im Netz, so wie es auch in Deutschland auf kurz oder lang zu erwarten ist. Da- rum laufen die KWK-Anlagen – ge- puffert über einen Wärmespeicher – nur, wenn bei wenig Wind hoher Wärme- und Strombedarf herrscht. Die Solarwärme macht unter solchen Bedingungen teure Zusatzheizkessel überflüssig. Verfügt das Wärmenetz über ei- nen Speicher, dann kann sich aus Sicht des Betreibers ein Zusatzge- schäft auftun, sofern er den Speicher kurzfristig auch elektrisch beheizen kann. Denn aufgrund zunehmender Überschüsse von Wind- und im Sommer besonders auch von Solar- strom werden kurze Zeiten mit nega- tiven Börsenstrompreisen zuneh- men. Wer dann in der Lage ist, kurz- fristig Strom abzunehmen und sinnvoll zu verwenden, verdient da- mit Geld. Dieter Attig hat bereits in seiner Zeit bei den Stadtwerken Saar- brücken 5 Megawatt an Elektrohei- zern ans Fernwärmenetz angeschlos- sen und er weiß: „Die rechnen sich innerhalb von eineinhalb Jahren“. Wärmenetze ausbauen Und noch eine Botschaft ist dem erfah- renen Strategen der kommunalen Energieversorgung wichtig: „Der Ausbau von Wärmenetzen ist auch heute noch sinnvoll.“ Mitunter wird dies nämlich gerade von ambitionier- ten Energieplanern bezweifelt, weil mit immer besserer Dämmung der Gebäude die so genannte Wärme- dichte in den Siedlungsgebieten ab- nimmt und damit auch die Amorti- sation für die Netze. Eine Siedlung, die ausschließlich aus Passivhäusern besteht, benötigt natürlich kein Wär- menetz. Und doch ist deren Ausbau- potenzial heute bei weitem nicht aus- geschöpft, wie auch aktuelle Studien des Bundesumweltministeriums zei- gen. „Für die Erreichung der deut- schen Klimaschutzziele im Wärme- und Kältebereich sollte mittelfristig auch der Anteil der leitungsgebunde- nen Wärmeversorgung von Gebäu- den mit erneuerbaren Energien deut- lich erhöht werden“, heißt es bei- spielsweise in dem kurz vor Weihnachten vom Bundeskabinett beschlossenenen Erfahrungsbericht zum Erneuerbare-Energien-Wärme- Gesetz. KfW-Darlehen und das im vo- rigen Sommer novellierte KWK-Ge- setz sollen Kommunen entsprechend motivieren (siehe Kasten). Hans Christian Gils vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat das Potenzial für Wärmenetze mithilfe von Computerdaten aus geo- grafischen Informationssystemen ab- geschätzt, wobei unter anderem die Siedlungs- und Wärmedichte einge- flossen sind. Danach ergibt sich selbst in einem Effizienzszenario mit einer anspruchsvollen Sanierungs- strategie für den Gebäudebestand ein gewaltiges Potenzial für neue Netze. „Geht man davon aus, dass ein typi- scher Speicher im Jahr 2050 in der Lage sein sollte, die Spitzenlast der KWK-Anlagen für etwa 12 Stunden aufzunehmen, so ergibt sich für Deutschland ein Potenzial von 2 bis 4 Petajoule Speicherkapazität. Dies entspräche 1000 bis 2000 Speichern des Typs Münster“, sagt Gils. Da die durchschnittliche Speichergröße in Nahwärmenetzen aber nur zwischen einigen hundert bis wenigen tausend Kubikmeter liege, sei von einem Viel- fachen dieser Zahl auszugehen. Die großen Töpfe werden also wieder das Stadtbild prägen – und sei es unterir- disch. So wie in Hamburg-Bramfeld, wo auf dem in einer Grünfläche ver- grabenen Multifunktionsspeicher die Kinder im Winter Schlitten fahren. Die Hitze, die im Hügel herrscht, ist dann nicht zu erahnen. Guido Bröer W Ä R M E N E T Z E 7JANUAR 2013Energiekommune NeueWärmenetzewerdenüberdasKWK-Ge- setz oder das KfW-Programm „Erneuerbare Energien-Premium“gefördert.DasKWK-Ge- setz, das derzeit attraktivere Konditionen bietet,bezuschusstdieWärmespeichermitbis zu 250 Euro pro Kubikmeter und bis zu 30 Prozent der Investitionssumme. Die Netze selbst werden hier mit 100 Euro pro Meter Trassenlänge unterstützt, bei einem Lei- tungsquerschnitt über 10 Zentimetern sind es 30 Prozent der Investitionskosten. Das KfW-Programm kommt seit Sommer 2011 nur noch dort zum Tragen, wo nicht nach KWK-Gesetz gefördert werden kann, zum Beispiel wo die regenerativ erzeugte Wärme aus reinen Heizwerken stammt. Hier gibt es 60 Euro pro Trassenmeter. Speicher werden von der KfW ebenso wie im KWK-Ge- setz mit 250 Euro pro Kubikmeter gefördert. Förderung