100% 75% 50% 25% 0% K L I M A S C H U T Z 97/ 2014Energiekommune lich überlegt, sich im nahe gelegenen Riedlingen am Modell „Nachhaltige Stadt“ zu beteiligen. „Aber das wäre für uns ein Rückschritt gewesen“, so der Bürgermeister, „da sind wir schon weiter.“ In den eea-Prozess würde er, ebenso wie die anderen befragten Bürgermeister, sofort wieder einstei- gen. „Angesichts der Komplexität der Themen fühle ich mich so als Ver- waltungschef sicherer“, sagt er. Die von der Energieagentur als externem Berater eingebrachte Expertise sei sehr wertvoll gewesen, „da fängt man nicht selber wieder bei Adam und Eva an“. Wichtig sei ihm auch die Vernetzung mit anderen Kommu- nen – allerdings bedauere er, dass er diese angesichts der dünnen Perso- naldecke nicht „in aller Tiefe“ leben könne. Verwaltung muss steuern Das Bedürfnis der Kommune, ziel- orientiert zu planen und strukturiert vorzugehen, sei unter anderem in der Entwicklung bei den Biogasanla- gen begründet. Da habe sich gezeigt, dass die Verwaltung Bedingungen und Anforderungsprofile aufstellen müsse. Amtskollegen, die mit dem Ge- danken spielen, den eea in ihrer Kommune einzuführen, sollten laut Wörner zunächst prüfen, ob sich der Gemeinderat ernsthaft mit dem The- ma befassen wolle. Wörner: „Das Gremium muss damit leben.“ Wich- tig seien außerdem flexible Struktu- ren, damit Entscheidungen schnell gefällt werden könnten. So sei in Dürmentingen Hauptamtsleiter Wolfgang Lang gleichberechtigter Vorsitzender des Energieteams. Ob die Hackschnitzelheizung fürs Rathaus, die effiziente Beleuch- tung der Straßen oder der Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes: „Der eea-Prozess hat bei uns weit über 100 einzelne Punkte angestoßen“, sagt Walter Schnell, Bürgermeister im bayerischen Kammerstein. Das Ver- fahren habe geholfen, „die Augen zu öffnen“. Er finde es spannend, wie sich in der 2800-Einwohner-Ge- meinde im Laufe der Jahre das Be- wusstsein verändert habe. Seiner Meinung nach dürften sich auch klei- ne Orte nicht aus der Verantwortung stehlen: „Die größte Herausforde- rung dieses Jahrhunderts ist es, den Klimawandel in den Griff zu bekom- men“, so Schnell. Jeder müsse da ei- nen Beitrag leisten – „und viele klei- ne Schneebälle ergeben eine große Lawine“, ist er überzeugt. Dass der eea Fortschritte sichtbar macht, habe er als sehr hilfreich und motivierend empfunden: „Ich finde es interessant, zu sehen, wie wir in den sechs Handlungsfeldern von ei- nem relativ niedrigen auf einen gu- ten Stand gekommen sind. Am aufäl- ligsten sei das bei der Sanierung kommunaler Gebäude gewesen: „Da haben wir uns in drei Jahren von drei auf 60 Prozent steigern können“, sagt Schnell. Nach der Zertifizierung im Jahr 2012 sei die Luft erstmal draußen ge- wesen: „Da haben wir uns einfach mal nur gefreut.“ 65 Prozent habe die Kommune auf Anhieb erhalten – „jetzt geht es weiter in Richtung Gold“, so Schnell. „Von 65 auf 75 Pro- zent zu kommen, das wird ein müh- samer Weg, das ist nicht immer lus- tig und fröhlich.“ Er als Bürgermeis- ter sei als „ständiger Motivator“ gefragt. „Wenn man sieht, was man ge- schafft hat, dann hat es sich auf jeden Fall gelohnt“, ist Schnell überzeugt. Amtskollegen empfehle er nur in den Prozeß einzusteigen, wenn sie einen langen Atem hätten. „Wer kurz- fristige Erfolge möchte, für den ist das nicht der richtige Weg.“ Barbara Frey Kommunen ganz groß Eignet sich der European Energy Award auch für Orte mit wenig Einwohnern? Der European Energy Award (eea) unter- stützt Kommunen auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz. Die von uns befragten Bürgermeister schätzen die internen und externen Kosten, die mit dem Qualitäts- managementsystem verbunden sind auf 5000 bis 15000 Euro pro Jahr. Derzeit fördern Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen (zum Teil), Nord- rhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen den eea. www.european-energy-award.de Weitere Instrumente mit vergleichbarer Zielsetzung sind z.B. der Konvent der Bürgermeister, „Energieeffiziente Kommu- ne“ der dena und die vom Klima-Bündnis entwickelten Instrumente Coaching Kom- munaler Klimaschutz, ECORegion und Benchmark Kommunaler Klimaschutz. eea-Kommunen, die einen vom BMU geför- derten Klimaschutzmanager beantragen wollen, müssen zunächst ein Klimaschutz- konzept erstellen – der eea wird als Konzeptersatz nicht akzeptiert. Der European Energy Award Der eea bewertet die Aktivitäten einer Kom- mune in sechs Handlungsfeldern. Aus- gezeichnet wird, wer mindestens 50 Prozent aller möglichen Punkte erreicht. Grafik:Bundesgeschäftsstelleeea