Recht auf einen privilegierten Zu- gang zu mobilen Stromkunden auch für sich beanspruchen? So gehen einige Stadtwerke, die das Thema positiv für sich besetzen wollen, einen anderen Weg. Jörn Hansen von der Kölner RheinEner- gie AG setzt lieber auf angemietete Flächen, um die „TankE“ im Stadt- raum zu verbreiten. Die Strategie be- stehe darin, in den kommenden Mo- naten mit rund 100 Stationen sicht- bar zu sein. Noch sei die Elektromobilität eine kleine Nische, doch realisiere sich die Vorstellung der Regierung von 1 Million Elektro- autos bis 2020, müsste Köln mit 8500 solcher Fahrzeuge rechnen. Dann, so Hansen auf dem Kongress „Elektromobilität in Kommunen“ am 19. März in Köln, werde die entspre- chende Infrastruktur benötigt – die sei allerdings innerhalb kürzester Zeit installiert. Hansen sagt, der auf- wendigste und teuerste Teil der elektromobilen Infrastruktur sei mit dem Stromnetz bereits vorhanden. Nur die Säulen müssten noch hinge- stellt werden. Die Aufgabe der Kommune Für Gemeinden kann es daher der- zeit sinnvoller sein, sich intensiv mit Konzepten zu befassen und die in ei- ner Kommune an Elektromobiltät Interessierten an einen Tisch zu brin- gen als über die Finanzierung eige- ner Ladesstationen zu grübeln. Denn schon jetzt kann selbst in einer ein- zelnen Stadt dem E-Mobilisten fast die ganze Vielfalt unterschiedlicher Ladesysteme begegnen. Kommunen könnten hier allerdings eine koordi- nierende Aufgabe wahrnehmen, um auf die Kompatibiliät der Systeme zu- mindest innerhalb eines Kreises hin- zuwirken – so lange noch keine nor- mativen Vorgaben verbindlich sind. Wichtig wird es innerhalb einer Kommune aber auch sein, sich darü- ber klar zu werden, welche Ziele mit der Infrastruktur für Elektromobilität verfolgt werden. Dies ist vor allem eine stadtplanerische Aufgabe. Will man etwa die Nutzung von Pedelecs als Alternative zum Auto attraktiver ma- chen, so sollten neben einer fahrrad- freundlichen Verkehrsplanung auch Lademöglichkeiten in den Blick ge- nommen werden. Einzelne der ange- botenen Systeme sind dafür übrigens nicht geeignet – so sind die Säulen der RWE nicht für Pedelecs verfüg- bar. Für den Stromlieferanten würde sich das wohl schlicht nicht lohnen. Aus Sicht der Kommunen aber sollte eine Rolle spielen, dass zwar erst ein paar tausend Elektroautos über deut- sche Straßen rollen, aber die Zahl der Pedelecs im Jahr 2012 laut Aussage des Bundesverkehrsministeriums be- reits auf rund 600000 angestiegen war. Die Verfügbarkeit einer Strom- tankstelle im innerstädtischen Be- reich kann hier zumindest als psychologische Stütze dienen, um ein – mit einem Stromantrieb unter- stütztes – Fahrrad zum Verkehrsmit- tel für den Alltag zu machen. Und für Kommunen in Tourismusregionen sollte eine solche Station inzwischen wohl zum Pflichtprogramm zählen. Potenzielle Betreiber von Strom- tankstellen gibt es viele; dies sind nicht in erster Linie die Kommunen selbst. Es sind zum Beispiel Stadt- werke, die Kunden neu gewinnen und halten wollen, und Gastronomie- betriebe, die mit einer Stromtankstel- le Gäste locken. Die Investitionen für eine Strom- tankstelle können stark schwanken. So könnten in der Funktionalität recht ähnliche Säulen zwischen 5000 und 15000 Euro kosten, erklärt Ma- nuel Woste, Leiter Elektromobilität beim Stadtwerkeverbund Trianel. Günstig ist der Kauf der Park&Char- ge-Systeme: Die an einer Wand hän- gende Box ist ab rund 600 Euro zu bekommen, eine Säule ab etwa 1500 Euro. Für die Kommunikation mit dem Stromnetz sind diese Systeme aber nicht ausgelegt. Andere, teurere Anlagen wären dagegen grundsätz- lich in der Lage, auf Lastgänge im Stromnetz zu reagieren und die Be- ladung der Fahrzeuge entsprechend zu steuern. Ob sich die Investition in ein solches System lohnt, hängt aber auch von der Prognose ab, wie viele Elektroautos es nutzen werden und was für einen sicheren Netzbetrieb erforderlich ist. Pedelecs spielen auf- grund der geringen Batteriekapazitä- ten dabei keine Rolle. Während das Interesse am stabilen Netzbetrieb wohl vor allem bei den Verteilnetzbetreibern liegt, haben die Betreiber der Tankstellen – sofern sie nicht identisch mit den ersteren sind – mit ihren Geschäftsmodellen eher andere Prioritäten im Blick. Dies kann zu Konflikten führen. Auch hier könnte die Kommune mit einer mode- rierenden Funktion wichtig sein. Andreas Witt 114/ 2013Energiekommune E L E K T R O M O B I L I T Ä T Mit gut zugänglichen und bequemen sowie sicheren Ladestationen für Pedelecs können Kommunen die Nutzung dieses Verkehrsmittels fördern. Foto:E.ZIEGLERMetallbearbeitungAG