S O N N E N B Ä D E R 8 4/ 2013Energiekommune Gemessen an den 3500 Hallen- bädern, die es in Deutschland gibt, ist die Anzahl derer, die die Hallenluft und das Badewasser mit Solarkollektoren temperieren oder in Passivbauweise errichtet sind, überschaubar. Aber die Projekte, die es gibt, sind vielversprechend. Ein prominentes Beispiel ist das Meerwasser-Erlebnisbad auf der Nordseeinsel Juist. Die Frischluft, die der Klimaanlage zugeführt wird, durchläuft zuerst Solar-Luftkollekto- ren. 170 Quadratmeter davon sind auf dem Gebäude installiert, was ei- ner Nennleistung von 114 Kilowatt entspricht. Die Anlage ist für einen Durchfluss von bis zu 16000 Kubik- meter Luft pro Stunde ausgelegt. Zu- dem gibt es auf dem Dach eine 800 Quadratmeter große Absorber-Anla- ge, also schwarze Kunststoff-Rohre, in denen das Beckenwasser vorge- wärmt wird. Eine weiteres Pionierprojekt steht in der Gemeinde Emmerthal bei Hameln, in der auch das Institut für Solarenergieforschung Ha- meln/Emmerthal (ISFH) sitzt. Das Hallenbad aus den siebziger Jahren wurde dort im Zuge einer Sanierung bereits 2003 mit zwei Kollektoranlagen ausgestattet. Eine an die Außenwand der Schwimmhalle angestellte Kollektor- reihe dient der Vorwärmung des Duschwassers für Schwimmbad und Sauna, eine Luftkollektoranlage auf dem Pultdach mindert den Wärme- bedarf der Lüftung. Auch in Plauen steht ein Solar-Hal- lenbad. Dort sorgt eine Kollektorflä- che von 110 Quadratmeter für eine Erwärmung der Raumluft auf etwa 30 Grad. Zusammen mit der nachge- schalteten Wärmerückgewinnung wird der Lüftungswärmebedarf weit- gehend abgedeckt. Damit sei der jährliche Wärmeverbrauch des Bades um 100000 Kilowattstunden gesun- ken, rechnet Kollektorhersteller Grammer Solar vor. Energieeinspa- rungen von 30 bis 35 Prozent seien bei den Solar-Bädern möglich. Weitere Hallenbäder mit Solarkol- lektoren gibt es in Hannover-Laatzen, Bad Salzuflen, Dormagen, Wiesba- den, Ingolstadt, München und Nürn- berg. Auch in Lüchow wird das Hallen- bad gerade saniert und mit einer So- larabsorberanlage ausgestattet; es soll im Herbst neu eröffnet werden. Besonders geeignet für Hallenbä- der sind Luftkollektoren, weil 70 Prozent des Wärmebedarfes eines Hallenbades für Erwärmung und Entfeuchtung der Hallenluft aufge- wendet werden müssen. „Vor allem Als wahre Energiefresser bereiten sie heute vielen Kommunen Kopfzerbrechen: Hallenbäder aus den 70er Jahren. Städte und Gemeinden, die die Kosten in den Griff bekommen wollen, setzen bei einer Sanierung auf Sonnenenergie – oder bauen gleich neu. SCHWIMMHALLEN WERDEN ZU SONNEN-BÄDERN Foto: Grammer Solar Erwärmen die Raumluft auf etwa 30 Grad: Solarkollektoren auf dem Hallenbad in Plauen.