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Energiekommune_2014_04

nicht anaerob behandeln, kann es nun sinnvoll sein, den Bau eines Faulturms zu prüfen: „Durch die ständig ansteigenden Stromkosten könnte sich die Investition in eine Klärschlammfaulung heute rech- nen“, bilanziert das Umweltministe- rium Thüringen. Beim Bau der Anla- gen in den neunziger Jahren verzich- tete man oft auf die Faulung, weil die Energiepreise damals recht niedrig waren. Das Umweltministerium schlägt nach einer Bestandsaufnah- me vor, mindestens in allen Kläranla- gen mit mehr als 40000 EW Aus- baugröße, eine Schlammfaulung mit Gasverwertung einzurichten. Biogasbranche entdeckt Thema Da die mikrobiellen Prozesse im Faulturm den Prozessen im Biogas- Fermenter ähnlich sind, hat auch die Biogasbranche das Thema inzwi- schen entdeckt – es lockt ein zusätz- licher Markt. So positioniert sich zum Beispiel die Firma Weltec Biopo- wer: „Bei steigenden Energiepreisen und den Vorteilen einer reduzierten Klärschlammmenge wird die Um- stellung von Kläranlagen auf energe- tische Faulgasverwertung speziell in den Größenklassen von 10000 bis 30000 EW interessant“, sagt Ver- triebsleiter Hajo Schierhold. Allerding droht die Entwicklung bereits zu enden, ehe sie begonnen hat. Denn die Bundesregierung plant, auch selbst erzeugten und di- rekt verbrauchten Strom aus erneu- erbaren Energien künftig mit der EEG-Umlage zu belasten. Damit würde die Nutzung von Klärgas just in dem Moment abgewürgt, wo sie sich ohne Förderung zu rechnen beginnt. Neben dem Bau von Faultürmen lässt sich die Energiebilanz der Klär- werke auch durch moderne Anlagen- technik verbessern. Der meiste Strom wird grundsätzlich von den Belüftern im Belebungsbecken verbraucht – also durch das Einblasen von Sauer- stoff für die Mikroorganismen. Ins- gesamt verbraucht die biologische Abwasserreinigung 50 bis 80 Pro- zent des gesamten Stroms der Klär- anlage. „Die Regelbarkeit der Belüfter und der Pumpen sind ganz entschei- dende Stellschrauben, mit denen die Effizienz einer Kläranlage verbessert werden kann“, sagt daher DWA-Ge- schäftsführer Johannes Lohaus. Viel Energie lässt sich sparen, wenn man automatisch und kontinu- ierlich den Sauerstoffbedarf im Be- cken misst und die Belüftung be- darfsgerecht steuert. Setzt man zu- dem moderne Belüfter ein, und optimiert deren Anordnung, kann die Belüftungsenergie nach Erkennt- nissen des Umweltbundesamtes mit- unter halbiert werden. Ersparnis: bis zu 10 Kilowattstunden pro EW und Jahr. Weitere bis zu vier Kilowattstunden könnten durch eine Verbesserung der Betriebsführung, unter anderem durch die ausreichende Bemessung von Rohrleitungen und Armaturen, sowie durch den Einsatz moderner Pumpen eingespart werden. Denn überall, wo Wasser gepumpt werden muss, wird viel Energie benötigt – drehzahlvariable Pumpen senken hier den Strombedarf. Große Anlagen sind effizienter Deutlich zeigen alle Statistiken, dass große Anlagen effizienter arbeiten. Bereits vor einigen Jahren berechne- te das Umweltbundesamt Durch- schnittswerte für den Stromver- brauch: Anlagen der Klasse 1 (unter 1000 EW) lagen bei 75 Kilowattstun- den je EW, der Klasse 5 (über 100000 EW) bei nur 32 Kilowatt- stunden. Als Vergleich für Einzelanla- gen taugen solche Vergleichswerte aber nur bedingt. Man sollte sie da- her nicht überbewerten, sagt DWA- Geschäftsführer Lohaus. Schließlich seien die Zusammensetzung der Ab- wässer und die Anlagen jeweils un- terschiedlich. Freies Gefälle spart Energie Zum Beispiel sind die Anlagen auch durch die räumlichen Gegebenheiten sehr verschieden. Wer etwa die Kanä- le großteils im freien Gefälle führen kann, spart viel Pumpenergie, denn das Heben oder Pumpen von Wasser verbraucht je Höhenmeter etwa 4 Wattstunden pro Kubikmeter. Verschiedene Schätzungen, etwa des Umweltministeriums Thüringen oder des Regierungspräsidiums Gie- ßen, beziffern das Einsparpotenzial beim Strom in den bestehenden Klär- anlagen recht einheitlich auf 17 bis 20 Prozent. Und dennoch: Selbst Po- tenziale, die wirtschaftlich erschließ- bar sind, müssen nicht unbedingt ein Selbstläufer sein. Denn auch Investi- tionen in die Energieeffizienz, die sich in weniger als zwei Jahren amor- tisieren, sind oft politisch schwer durchzusetzen, wenn die finanzielle Situation der Kommune angespannt ist. Und so scheitern Fortschritte am Ende mitunter weder an der Technik noch an der Wirtschaftlichkeit – son- dern an der Politik. Bernward Janzing K L Ä R A N L A G E N 10 4/ 2014Energiekommune Auch die neuen Rührwerke, in die die Stadtwerke Bad Oeynhausen investiert haben, verbrauchen wesentlich weniger Energie als ihre Vorgänger. Foto:GuidoBröer

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