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Energiekommune_2014_04

liarden Kilowattstunden Strom, im- merhin 0,7 Prozent des nationalen Strombedarfs, werden nach Zahlen des Umweltbundesamtes in den 10200 Kläranlagen im Land jährlich verbraucht. Der Anteil der Energie- kosten an den Betriebskosten liegt bei 15 bis 30 Prozent. Verbrauch variiert Allerdings variiert die Höhe des Ver- brauchs von Anlage zu Anlage erheb- lich. Ein Musterbeispiel wurde im Fe- bruar von der Energieagentur NRW als „Projekt des Monats“ gewürdigt: In Bad Oeynhausen wurde die städti- sche Kläranlage, ein bislang nur durchschnittliches Klärwerk aus dem Jahr 1972 mit einer Größe von 63000 Einwohnerwerten (EW), zu einer „Energie-Plus-Kläranlage“ umge- baut. Seither wird das anfallende Klärgas vollständig für die Erzeugung von Wärme und Strom mittels Kraft-Wär- me-Kopplung genutzt. 113 Prozent des Energiebedarfs würden damit ge- deckt, rechnet die Energieagentur vor. Und nebenbei wurde durch Detail- verbesserungen im Prozessablauf auch noch die Stickstoffeliminierung verbessert. Nach Zahlen der Energie- agentur ist die Rentabilität beacht- lich: Durch Investitionen von 200000 Euro seien die jährlichen Energiekosten um rund 250000 Euro reduziert worden. Energie sparen und nutzen Doch wo setzt nun die Effizienz an? Um die Energiebilanz einer Kläranla- ge zu optimieren, sind im Idealfall zwei Konzepte zu verknüpfen: der Einsatz sparsamer Technik und die optimale Nutzung der Energie, die im Klärschlamm steckt. Für die Ener- giegewinnung ist ein Faulturm nötig, doch die Mehrzahl aller Kläranlagen – vor allem sind dies natürlich die klei- nen Anlagen – hat überhaupt keinen Faulturm. Laut einer Studie des Wup- perverbandes wird in Deutschland erst in 1150 Kläranlagen – das sind etwa 11 Prozent – der anfallende Schlamm anaerob unter Produktion von Klärgas stabilisiert. Wertvoller Klärschlamm Der Rest nutzt die so genannte aero- be Stabilisierung, indem durch an- haltende Belüftung die im Klär- schlamm enthaltenen organischen Substanzen von Mikroorganismen zu humusartigen und mineralischen Endprodukten umgewandelt werden. Im Vergleich zur Faulung wird dabei viel Energie verschenkt. Fault der Klärschlamm hingegen unter Luftabschluss, entsteht wertvol- les Klärgas, das bis zu 60 Prozent Methan enthält. Somit stecken in je- dem Kubikmeter Klärgas rund sechs Kilowattstunden. Wird das Gas in ei- nem Blockheizkraftwerk (BHKW) verbrannt, lassen sich daraus etwa zwei Kilowattstunden Strom und 3,5 Kilowattstunden Wärme gewinnen. Die Wärme reicht in der Regel ganzjährig aus, um den Faulturm auf konstante 37 Grad zu beheizen. „Ledig- lich bei sehr kaltem Abwasser kann im Winter je nach Anlagenkonstella- tion eine zusätzliche Heizung mit Erdgas oder Öl erforderlich sein“, heißt es beim Umweltministerium Thüringen, das sich mit diesem The- ma schon mehr als andere befasst hat. BHKW deckt Strombedarf Der Strombedarf einer Kläranlage lässt sich mit einem Klärgas-BHKW im Schnitt zu 40 bis 70 Prozent de- cken. Durch Co-Fermentation, etwa durch Zusatz energiereicher Fettab- scheiderrückstände, kann der Ener- gieertrag der Faulung noch erhöht werden. Voraussetzung ist, dass der zur Verfügung stehende Faulraum nicht komplett ausgenutzt ist. In An- lagen, die ihren Klärschlamm noch K L Ä R A N L A G E N 94/ 2014Energiekommune ALS KRAFTWERK Neue elektronisch geregelte Lüftungsanlagen für das Belebungsbecken helfen, den Stromverbrauch in der Kläranlage Bad Oeynhausen massiv zu reduzieren. Ver- und Entsorgungstechniker Benjamin Rüskamp freut sich darüber. Foto:GuidoBröer Idealfall sogar eine „Energie-Plus-Kläranlage“ möglich

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